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Annehmen - Vertrauen - Ermutigen: 10. Symposium Jugendpastoral im Kloster Benediktbeuern

Veröffentlicht am: 18. April 2016

Benediktbeuern – Die Jugendpastoral in Deutschland umfasst die ganze Breite der kirchlichen Dienste an und mit jungen Menschen. Dazu gehören nicht nur die katechetischen und liturgischen Bemühungen um eine Glaubensweitergabe an die junge Generation, sondern gerade und verstärkt auch die caritativen Dienstleistungen jener Träger, die in den Feldern und Einrichtungen kirchlicher Jugendhilfe tätig sind. Gerade auch hier verwirklicht sich die Sendung der Kirche, die Evangelisierung. Mit dieser Botschaft endete am vergangenen Freitag das „10. Jugendpastorale Symposium“ der Salesianer Don Boscos im Kloster Benediktbeuern.

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Drei Tage lang hatten über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen Arbeitsbereichen der kirchlichen Jugendarbeit, der katholischen Jugendsozialarbeit und der kirchlichen Dienste der Erziehungshilfe in Deutschland in Gesprächsrunden, Workshops und Vorträgen unter dem Thema „Annehmen – Vertrauen – Ermutigen“ über Zukunft und Herausforderungen der Jugendpastoral diskutiert. Das Ergebnis klingt einfach wie zukunftsweisend: „Wenn wir über die künftige Gestalt und Wertigkeit der Jugendpastoral in Deutschland sprechen, so bedarf es dringend einer stärkeren Vernetzung einzelner Handlungsfelder und Arbeitsbereiche sowie auch der Einbeziehung der caritativen Arbeit für benachteiligte und gefährdete Jugendliche als fundamentales Mittel zur Bezeugung des Evangeliums“, erklärte Prof. Dr. Martin Lechner vom Jugendpastoralinsitut Don Bosco (JPI) in Benediktbeuern.

„Es gibt eben auch eine fachlich gute und von menschlicher Güte geprägte Evangelisierung durch Erziehung“

Lechner, langjähriger Leiter des JPI, hatte die dreitägige Tagung mit dem ersten Hauptvortrag zum Thema „Jugendpastoral ist diakonisch oder sie ist keine“ eröffnet und dabei den Begriff der „diakonischen Jugendpastoral“ als Vorzeichen allen kirchlichen Tuns in den Mittelpunkt gerückt. Das Attribut „diakonisch“ bezeichne eine spezifische Qualität, die in allen Feldern kirchlicher Jugendhilfe und Jugendseelsorge zu realisieren sei. Von einer derartigen Qualität durchdrungen werde die Jugendpastoral zu einem wirksamen Mittel der Evangelisierung: „Es gibt eben auch eine fachlich gute und von menschlicher Güte geprägte Evangelisierung durch Erziehung“, so Lechner.

Als Beispiel dafür könne die Salesianische Jugendpastoral dienen, die neben der Katechese und Kulturarbeit die Erziehung als die Hauptform der Evangelisierung versteht und praktiziert. Unter dem Titel „Die Pädagogik Don Boscos – für heute auf den Punkt gebracht“ stellten P. Reinhard Gesing, Klosterdirektor und langjähriger Leiter des Instituts für Salesianische Spiritualität in Benediktbeuern, und JPI-Referentin Angelika Gabriel die Grundzüge der Pädagogik Don Boscos dar, veranschaulichten diese am Bild des guten Hirten und wiesen auf die erzieherische, pastorale Liebe als Schnittfläche aus salesianischer Seelsorge, Spiritualität und Pädagogik hin, die von Herzlichkeit, Freude und Optimismus gekennzeichnet sei.

Den Blick auf die Jugend selbst richtete Prof. Dr. Thomas Rauschenbach. Der Direktor des Deutschen Jugendinstituts lieferte in seinem Vortrag eine fundierte und differenzierte Analyse der Lage der jungen Generation in Deutschland. Er unterschied drei Gruppen von Kindern und Jugendlichen: Einerseits gebe es eine breite Mehrheit, die in gesicherten ökonomischen Verhältnissen aufwachse, optimistisch in die Zukunft blicke und der durch tendenziell steigende Schulabschlüsse eine wachsende Optionsvielfalt offen stehe. Daneben aber stehe eine beträchtliche Anzahl von Kindern und Jugendlichen in benachteiligten Lebenslagen. Diese seien durch drei Risiken gekennzeichnet: dem Armuts-, Migrations- und Bildungsrisiko. Rund 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland seien zumindest von einem dieser Risiken betroffen. Unter diesen prekären Bedingungen des Aufwachsens müsse man zudem noch eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen aus „Hochrisikolagen“ in Blick nehmen, so Rauschenbach. Hierbei handele es sich um rund drei bis vier Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland, die von allen drei genannten Risiken betroffen seien. Für diese Gruppe gelte es, die „Alltagsbildung“ künftig verstärkt in den Blick zu nehmen. „Das meiste, was Kinder und Jugendliche lernen, erwerben sie nicht in der Schule, sondern in informellen Kontakten und Räumen“, so der Erziehungswissenschaftler. Aufgabe sei es, Ermöglichungsräume des Alltagslernens zu eröffnen.

"Pastoral der personalen Präsenz" statt "Marketing-Denken"

Perspektiven für eine künftige Jugendpastoral in Deutschland zeigte Prof. Dr. Hans Hobelsberger, der neue Rektor der Katholischen Hochschule NRW und langjähriger Begleiter katholischer Jugendarbeit, auf. Er kritisierte ein sich auch in der Kirche ausbreitendes „Marketing-Denken“ und forderte eine Rückbesinnung auf eine „Pastoral der personalen Präsenz“. Der Kirche müsse es weniger darum gehen, ihre eigene Sozialform abzusichern als vielmehr darum, ihre eigentliche Sendung – nämlich die Evangelisierung – zu verwirklichen. Ohne die Überzeugung, dass sich vom Evangelium her für Jugendliche ein gelingendes Leben erschließen lasse, könne niemand in der Jugendpastoral tätig sein. Alle Mitarbeiter/-innen seien zuerst „Zeugen“ des Evangeliums – in ihrem Leben wie in ihrem Handeln. In der Glaubensverkündigung komme es dann darauf an, das Evangelium jungen Menschen als Lebensmöglichkeit vorzuschlagen, und zwar angepasst an die Vorstellungswelt und den Verständnishorizont der Jugendlichen.

Eine Haltung, die am Abend zuvor auch der Augsburger Weihbischof Florian Wörner in seiner Predigt im Festgottesdienst des Symposiums in den Blick genommen hatte. In Auslegung des Philipperhymnus (Phil 2, 6-11) sprach er von einer „Karriere nach unten“, die für Christus kennzeichnend sei und auch den Dienst in der Jugendpastoral prägen sollte. Ein „Mut zum Dienen", der nur das Wohl des Jugendlichen im Blick habe, sei eine unverzichtbare Grundhaltung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Jugendpastoral, so der Beauftragte der Freisinger Bischofskonferenz für Jugendseelsorge und kirchliche Jugendverbände in Bayern.

Die das Symposium abschließende Gesprächsrunde zur Zukunft der Jugendpastoral in Deutschland wurde eingeleitet von Statements dreier Repräsentanten kirchlicher Dienste an und mit der Jugend. Eileen Krauße von der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz zeigte die Schwerpunkte kirchlicher Jugendarbeit auf und postulierte eine geistliche Lebenskompetenz als künftiges Ziel kirchlicher Jugendarbeit. Andreas Lorenz, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholischer Jugendsozialarbeit, plädierte für eine besondere Aufmerksamkeit für Jugendliche in prekären Lebenslagen und legte entlang des Apostolischen Schreibens von Papst Benedikt XVI. „Deus Caritas est“ entscheidende Qualitätsmerkmale dieses kirchlichen Handlungsfeldes vor. Und Friedhelm Evermann, Leiter der Jugendhilfe St. Elisabeth Dortmund, richtete das Augenmerk auf die Kinder und Jugendlichen, die in Heim leben müssen. Die dort geleistete Arbeit sei für ihn ein elementarer Teil der jugendpastoralen Sendung der Kirche.

Das „10. Jugendpastorale Symposium“ vom 13. bis 15. April 2016 wurde in diesem Jahr anlässlich der 100-jährigen Präsenz der Salesianer Don Boscos in Deutschland durch das Jugendpastoralinstitut Don Bosco (JPI) und das Institut für Salesianische Spiritualität (ISS) Benediktbeuern ausgerichtet. Es nimmt aktuelle Herausforderungen der Jugendhilfe und Jugendpastoral in Deutschland in den Blick und ist ein Beitrag salesianischer Jugendpastoral zum Dienst der Kirche mit und an der Jugend.

RefÖA/kh

 

Download der Vorträge:

Jugendpastoral ist diakonisch_Lechner

Jugendpastoral ist diakonisch_Präsentation_Lechner

Pädagogik Don Bosco für heute_Gesing_Gabriel

Jugendpastoral weiterdenken_Hobelsberger

Der Vortrag von Prof. Rauschenbach kann zur persönlichen Verwendung im JPI per E-Mail angefragt werden.

Statements:

Kirchliche Jugendarbeit_afjKatholische Jugendsozialarbeit_BAG KJS

 

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